Viele Haushalte in der Bundesrepublik sind verschuldet, auch zahlreiche der 13- bis 24-Jährigen haben Schulden. Gleichzeitig ist die Kaufkraft von Kindern und Jugendlichen zunehmend gestiegen. Konsumerfahrung ist jedoch nicht mit Konsumkompetenz gleichzusetzen, was das Beispiel der Schulden deutlich macht. In einer sich stetig wandelnden Konsumwelt differenziert sich die Bedeutung des Konsums als zentraler Lebens- und Handlungsbereich. Konsumkompetenz ist dabei die Voraussetzung für mündiges Konsumhandeln.
Ziel von Schule muss folglich die Förderung der Entwicklung eines selbstbestimmten, reflektierten und verantwortungsbewussten Verbraucherverhaltens sein (Beschluss der Kultusministerkonferenz 2013). Die Forderung nach
Verbraucherbildung beruht auf grundlegenden Verbraucherrechten mit geschichtlichem Hintergrund und weltweitem Rahmen: U. a. John F. Kennedy, die UN oder die Europäische Gemeinschaft fordern das
Recht auf Verbraucherbildung.
In Baden-Württemberg ist Verbraucherbildung sowohl in den schulartübergreifenden Leitperspektiven als auch als Wahlpflichtfach AES (Alltagskultur, Ernährung und Soziales) in der Sekundarstufe I
und als Sachunterricht in der Grundschule in den Bildungsplänen 2016 der allgemeinbildenden Schulen verankert. Folgende Begriffe konkretisieren die Leitperspektive:
Wie gestalte ich meinen Alltag? Wie plane ich meine Zukunft? Wie verbringe ich meine Freizeit? ...
Welche Fähigkeiten habe ich? Welche sozialen Kontakte? Wofür übernehme ich Verantwortung? Wie bleibe ich gesund? ...
Was brauche ich? Was benötige ich? Was wünsche ich mir? Ist Verzicht eine Option? Welchen Weg gehe ich, um mir meinen Wunsch zu erfüllen? ...
Wie gehe ich mit meinem Geld um? Wie kann ich für mein Leben im Alter vorsorgen? Was ist, wenn ich krank bin? ...
Welche Rechte habe ich? Wann und wie reklamiere ich ein Produkt? Wo kann ich mich informieren? Wer hilft mir weiter? ...
Wie treffe ich bewusste Entscheidungen? Was ist es mir wert? Welche Kriterien sind mir wichtig? Auf welcher Basis treffe ich meine Kaufentscheidungen? ...
Welche Konsequenzen hat mein Konsum jetzt und in Zukunft auf andere Menschen und auf die Umwelt? ...
Wie bewege ich mich im Internet? Was ist erlaubt und was nicht? Was passiert mit meinen Daten? Was gebe ich preis? ...
Verbraucherbildung zielt auf die Befähigung zu Wissen, Verstehen, Reflexion und Handeln in unterschiedlichen Konsumfeldern ab. Aus der Perspektive der Verbraucherinnen und Verbraucher in Privathaushalten gehört dazu auch, Möglichkeiten und Grenzen individueller Handlungsmöglichkeiten abschätzen und bewerten zu können. Es geht um die wechselseitige Beziehung von individuellem Handeln und Gesellschaft, um die Förderung individueller und sozialer Lebensqualität und um den Aufbau eines Handlungsrepertoires, das auch Alternativen zu Konsumentscheidungen enthält, ohne über individuelle Entscheidungen zu bestimmen.
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Jedes Fach bietet Anküpfungspunkte zum Alltag von Verbraucherinnen und Verbrauchern und kann einen spezifischen Beitrag zur Verbraucherbildung leisten. Die Erfahrungen von Lehrerinnen und Lehrern zeigen, dass dadurch auch das Fach gewinnt, z. B. durch Lebensnähe und das Prinzip der Anschaulichkeit.
In den baden-württembergischen Bildungsplänen 2016 wird in den Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen über eine Verweisstruktur auf Verbindungen zwischen den Leitperspektiven und den Fächern aufmerksam gemacht: Das Icon L steht für Leitperspektive und verweist auf die jeweiligen unmittelbaren Bezüge zwischen Leitperspektive und Fach.
Beispiel: Physik, 3.2.5 Grundgrößen der Elekrizitätslehre: "Die Schülerinnen und Schüler können physikalische Angaben auf Alltagsgeräten beschreiben (Spannung, Stromstärke, Leistung)." Bezug
zur Leitperspektive Verbraucherbildung - Alltagskonsum
Quelle: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Gemeinsamer Bildungsplan für die Sekundarstufe 1. Physik.
http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW/ALLG/SEK1/PH/IK/7-8-9/05
Lehrerinnen und Lehrer stellen vielfältige Bezüge zwischen der Leitperspektive Verbraucherbildung und ihren Fächern her. Das zeigen Erfahrungen in cLEVER-Veranstaltungen und auch die Ergebnisse studentischer Abschlussarbeiten, z. B. durch Lehrpersonenbefragungen und Analyse fachlicher Bildungspläne. Diese Ideen finden Sie gebündelt in der nachstehenden Tabelle. Nicht alle Fächer sind (gleichermaßen) vertreten, was u. a. durch die Zusammensetzung der Workshopteilnehmenden, Abschlussarbeiten und Befragten erklärbar ist. Es gibt also noch weitere Möglichkeiten, Verbraucherbildung und Fachunterricht zu verbinden!
Unterrichtsideen zur Verbraucherbildung im Fach Sport hat auch Monika Sapina (geb. Milling) im Rahmen ihrer Bachelorarbeit ausgearbeitet. Diese können Sie hier herunterladen.
Weitere Ideen zur unterrichtlichen Umsetzung von Verbraucherbildung gibt es in den cLEVER-Handreichungen "Verbraucherbildung im Fachunterricht" und anderen Anbietenden.
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